Begrüßung InspH am 13. November 2024 - Empfang anlässlich der Gedenkfeier
Generalleutnant Alfons Mais
Sehr geehrter Herr General Zorn,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Ich freue mich, heute wieder hier im Kuppelsaal zu stehen und Sie nach der Zeremonie willkommen
heißen zu dürfen.
A warm welcome to all our international guests, today. Thank you for attending the ceremony. Your
presence here today is an excellent sign and a testament to our cooperation and friendship.
Stellvertretend für alle möchte ich wenige der Anwesenden namentlich begrüßen:
Für die Politik: Herr Minister Mertin, Herr Oberbürgermeister Langner,
Für die Militärgeistlichkeit: Monsignore Schnettker, Herr Militärdekan Dr. Rohde, Herr Rabbiner Geballe,
und natürlich die „Hausherren“: Herr General Kammerer, Herr Oberstleutnant Hinrichs,
meine Damen und Herren, verehrte Gäste,
Kameradinnen und Kameraden, ehemalige Angehörige des Deutschen Heeres,
Heute haben wir der Toten und Opfer der Weltkriege sowie der Toten der Bundeswehr gedacht. Das
Deutsche Heer hat diese Tradition vor 52 Jahren hier auf der Festung Ehrenbreitstein begründet. Eine
lange Tradition, die wir auch in Zukunft weiterführen werden. Ich danke dem Kuratorium für seine
kontinuierliche Arbeit im Interesse unserer so wichtigen Erinnerungskultur. Herr General
Kammerer, Ihnen stellvertretend meinen herzlichen Dank.
Ich danke Ihnen, Herr General Zorn, sehr, dass Sie sich bereiterklärt haben, sich heute persönlich
einzubringen. Ihr anhaltendes Engagement für unsere Streitkräfte macht Sie zu einer idealen
Besetzung. Dass Sie meiner Bitte, heute zu sprechen, gefolgt sind und Ihre Worte zum
Gedenken haben dies erneut deutlich gemacht. Vielen Dank.
Meine Damen und Herren,
Wir haben gut daran getan, das kameradschaftliche Totengedenken hier am Ehrenmal in unseren Herzen
zu bewahren, in unser Heute mitzunehmen und als Tradition aufrecht zu erhalten und zu leben.
Es steht im Zentrum unserer soldatischen Tradition zur Ehrenpflege vergangener Soldatengenerationen
und ist ein wichtiger Baustein für unser Selbstverständnis als Soldaten. Es hat Einfluss auf die Prägung
unseres Führungsnachwuchses und dessen Geist, Können und Haltung.
Damit ist das Gedenken ein Teil der Wertevermittlung an unsere Soldatinnen und Soldaten.
Es mahnt uns auch dazu tapfer zu sein, wenn die Situation es von uns erfordert.
Tapferkeit ist für die Wehrhaftigkeit unserer Streitkräfte ganz entscheidend.
Es war mir daher wichtig, in diesem Jahr am 27. Juni die Feierstunde zu „15 Jahre Ehrenkreuz für
Tapferkeit“ im Kommando Heer durchzuführen und dabei auch die ausgezeichneten Kameraden mit
ihren Geschichten zu Wort kommen zu lassen.
Die Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit sind uns allen ein Vorbild, aber nur wenige
kennen sie. Sie müssen daher die notwendige Sichtbarkeit erhalten. Veranstaltungen, wie die
genannte, aber auch die heutige, helfen dabei.
Das Unterstreichen soldatischer Tugenden ist gerade heute von herausragender Bedeutung.
Krieg und Gewalt brechen sich weltweit bahn. Wir sehen an den Grenzen Israels und ganz besonders
im Angriffskrieg in der Ukraine tagtäglich, was ein moderner Krieg bedeuten kann.
Kriege sind grausam. Niemand, der bei Verstand ist, will Krieg. Ganz sicher ist, dass die Ukrainer keinen
Krieg wollen.
Dennoch kämpfen sie. Sie kämpfen tagtäglich, obwohl sie ihre Kameraden sterben sehen. Militär
und Zivilgesellschaft der Ukraine erleben hautnah die Zerstörung und das Leid. Sie erleben Todesangst;
jeden einzelnen Tag.
Aber sie geben nicht auf. Denn Sie haben etwas wofür es sich zu kämpfen lohnt. Sie wollen frei sein.
Sie wollen selbstbestimmt in ihrem eigenen Staat leben. Für dieses Ideal kämpfen und sterben sie.
Wer nach Frieden um jeden Preis schreit, der steht nicht auf der Seite der Freiheit. Wer sich gegenüber
der russischen Aggression ergibt, der stellt sich gegen die Freiheit. Vielleicht nicht gegen die eigene,
aber gegen die der anderen.
Das Postulat „Frieden um jeden Preis“, widerspricht den Lehren der Geschichte der Kriege des letzten
Jahrhunderts ebenso, wie der Diktaturerfahrung von Nationalsozialismus und Kommunismus. Wir dürfen
den berechtigten Wunsch nach Frieden, nicht mit der bleiernen Friedhofsruhe in auf Unterdrückung von
Freiheitsrechten basierenden Autokratien gleichsetzen.
Freiheit schützen und unser Land und die Länder unserer Partner vor der Geißel des Krieges und in
der Folge Unfreiheit bewahren, können wir nur indem wir uns wehrhaft zeigen, bereit, das zu verteidigen,
was uns wichtig ist.
Im kalten Krieg haben wir dieses Konzept der Abschreckung mit der Maxime „Kämpfen können, um
nicht kämpfen zu müssen“ übersetzt.
„Kämpfen können“ bedeutet nichts weniger, als zu bestehen, zu gewinnen, wenn es zum Schwur
kommt.
„Dabei sein“ ist in einem Konflikt eben nicht „alles“. Im Kampf um die Freiheit gibt es keine zweiten Sieger.
Gemeinsam mit unseren Alliierten und Partnern verteidigen wir die Werte, für die wir alle stehen.
„Das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“ schwören die Soldaten der Bundeswehr.
Aus dieser Eidesformel, die unser Staat seinen Beschützern auferlegt entsteht eine zweiseitige Verpflichtung!
Zum einen die Bindung der Truppe an diese Werte. Ihr Verständnis ist universal und elementar. Daher
setzen wir alles daran, dass sie auch im Heer gelebt werden.
Wir haben begonnen, die Fragen „Wofür dienen wir?“ und „Wie gehen wir miteinander um?“ im Kontext der
Inneren Führung im Heer wieder stärker in den Vordergrund zu stellen. Alle müssen verstehen, was
wir verteidigen und warum das so wichtig ist. Darauf beruht Einsatzbereitschaft und Einsatzwille der Menschen im Heer.
Sie machen das Heer aus. Sie sind der Garant für eine erfolgreiche Auftragserfüllung. Gut ausgebildete, materiell vollausgestatte
und voll aufmunitionierte Soldatinnen und Soldaten bilden den Kern eines kaltstartfähigen Heeres.
Was wir können, wenn Personal, Ausbildung und Material zusammenkommen, das haben wir in den Evakuierungsoperationen
der letzten Jahre und in diesem Jahr bei der Übungsserie Quadriga 24 gezeigt.
Das Deutsche Heer war von Nord Norwegen über das Baltikum bis zum Schwarzen Meer mit Truppenteilen im Übungseinsatz und hat
herausragende Leistungen und unbedingten Erfolgswillen bewiesen. Ich, wir, Sie alle, können zu Recht stolz auf unser Heer sein.
Nun kommt es darauf an, die Leistungen von wenigen in den Evakuierungsoperationen und bei Quadriga auszubauen, zu erweitern
und auf Großverbandsebene hoch zu skalieren.
Das bringt mich zur zweiten Seite unseres Eides. Der Verpflichtung des Eidnehmers. Unseres Staates, unserer Gesellschaft.
Sie schulden unseren Soldatinnen und Soldaten für die Bewältigung ihrer schwierigen Aufträge die bestmögliche Ausbildung,
volle materielle Ausstattung und ausreichend Munition.
Dazu muss die Zeitenwende mit Schwung weitergeführt werden, müssen die Anfangserfolge ausgebaut und mit hinreichend
Ressourcen hinterlegt und verstetigt werden. Gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten in der Truppe, tragen wir
alle – nicht nur die militärischen Vorgesetzten, nicht nur die politischen Entscheidungsträger, sondern die
gesamte Gesellschaft – eine besondere Verantwortung.
Sehr verehrte Gäste,
ich danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Teilnahme am Totengedenken und Ihre Verbundenheit zum Deutschen Heer und wünsche
uns allen einen angenehmen Empfang.
Bericht in der Rhein-Zeitung vom 14.11.2024
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