Ausstellungseröffnung "Orte der Stille – Hans Wimmers Erinnerungsmale"
28. Oktober - Lange Linie
Die feierliche Eröffnung der Ausstellung fand am 28.10.2022 im Beisein des Inspekteurs des Heeres
Generalleutnant Alfons Mais statt.
Zunächst
Prof. Dr. Andreas Schmauder, Direktor des Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein und Landesmuseum Koblenz, gefolgt von Herrn
Dipl.-Ing. Joachim Rind, Vorstandsvorsitzender Schaufenster Baukultur Koblenz und Kammerpräsident der Architektenkammer RLP, sowie der Präsident des Kuratoriums
Generalleutnant a. D. Reinhard Kammerer begrüßten die Gäste der Eröffnung.
Unter den Gästen waren u.a.
General a. D. Helge Hansen, der Ehrenpräsident
Generalleutnant a. D. Rüdiger Drews,
Generalmajor a. D. Wolfgang Köpcke, der ehem. Vorsitzende
Oberstleutnant a. D. Ekkehard Herrmann und Frau
Barbara Drews.
Die Kuratorinnen für die Ausstellung Frau
Dr. Luzie Bratner (Kunsthistorikerin, Mainz) und Frau
Katharina Zander M.A. (Architekturhistorikerin, Nürnberg) führten schließlich in den Aufbau und die Struktur der Ausstellung ein.
Die Ausstellung wird auf der Festung in den beiden Räumen des Schaufenster Baukultur/Lange Linie gezeigt und ist für alle Besucher der Festung vom
29.10.2022 bis 08.01.2023 von 10 - 16 Uhr zugänglich.
Das Kuratorium
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weiterführende Links:
Hans Wimmer - Orte der Stille
Künstlerbiographie Hans Wimmer - NEUMEISTER
Hans Wimmer - WIKIPEDIA
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Rede Dipl.-Ing Arch. Joachim Rind: Orte der Stille – Hans Wimmers Erinnerungsmale am 28 Oktober 2022, 16:00 Uhr
Ich freue mich sehr … Sie alle hier in unserem „Schaufenster Baukultur“ begrüßen zu dürfen…
„Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar wäre wie Denkmäler. Sie werden doch zweifellos aufgestellt, um gesehen zu werden, ja geradezu, um die Aufmerksamkeit zu erregen“, urteilte der Schriftsteller Robert Musil im Jahr 1927.
Und in der Tat stelle ich bei mir selbst fest, dass ich gerade die Denkmäler, von denen ich weiß, dass es sie gibt – ohne sie ganz genau zu kennen - kaum mehr wahrnehme, dass ich eher über „Steine des Anstoßes“ oder über „Stolpersteine“ stolpere, die vielleicht neu und dadurch auffällig sind. Das Erinnern im öffentlichen Raum muss heute schon ordentlich laut sein, um gehört zu werden.
Das gilt auch für das Ehrenmal des Deutschen Heeres hier oben auf der Festung Ehrenbreitstein, das vor 50 Jahren eingeweiht wurde. Wie häufig gehen wir daran vorbei, ohne es zu betrachten, ohne innezuhalten, ohne uns anrühren zu lassen.
Übrigens: Wo kommt eigentlich der Name Ehrenbreitstein her, weil auch hier die Ehre als Teil des Namens vorkommt:
Name einer mittelalterlichen Burg, zusammengesetzt aus dem Männernamen Ehrenbert oder Ehrenbrecht (verballhornt zu „Ehrenbreit“) und althochdeutsch Stein = Fels, die auch noch dem anliegenden Koblenzer Stadtteil den Namen gegeben hat. Hat also unmittelbar mit dem Begriff Ehre nicht so viel zu tun…
Der lateinische Begriff für Denkmal, nämlich „monomentum“ schließt noch das Große, das Erhabene, das Monumentale, den erweiterten Maßstab mit ein, um Zeichen zu setzen, um zu mahnen, um Menschen zu erinnern und an Menschen zu erinnern, gegen das „Vergessen“ zu steuern.
Gedenktafeln, Ehrenmale, Kriegerdenkmale, Mahnmale, Kriegsgräberstätten, ja auch Grabstätten und Friedhöfe… sie alle sind Gedenkobjekte, Erinnerungsmale oder Gedenkorte. Und die Interpretation eines Denkmals ändert sich im Laufe der Zeit wohl ebenso, wie die Begrifflichkeit sich von Zeit zu Zeit ändert.
Aber darüber hören wir bestimmt noch mehr bei der Vorstellung der beiden Kuratorinnen dieser wunderbaren Ausstellung.
Übrigens: Ich hatte im September die große Freude, die Verleihung von Ehrenmitgliedschaften an besonders „zu ehrenden oder ehrenwerten“ Architekten vorzunehmen… “Verleihung“ in diesem Zusammenhang ist auch schön, weil es die Vergänglichkeit und das Flüchtige ausdrückt, weil wir Menschen doch nicht so lange halten wie die edlen Urkunden. Aber was daran im Gegensatz zum nachträglichen „erinnern mit Erinnerungsmalen“ doch besonders schön war, war die Tatsache, dass die Geehrten anwesend waren und die Ehrung als Danksagung und als Anerkennung mit großer Freude selbst haben empfinden können.
Wir Architekten freuen uns ja ganz besonders, wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird, nicht nur, weil es dann als besonders schützenswert eingestuft wird, sondern weil ein solches Bauwerk in den erlauchten Kreis ganz besonders zu beachtender und ausgezeichneter Gebäude aufgenommen wird. Ich kenne einen großen, noch lebenden Architekten ganz gut, aus dessen Feder bereits vier seiner Bauwerke unter Denkmalschutz gestellt wurden. Was allerdings nicht verhindert hat, dass bereits eines davon inzwischen abgerissen wurde.
Diese Art Denkmal im Sinne des Erhaltenswerten hat etwas mit Ehre zu tun, die man durchaus als Auszeichnung, als Wertschätzung und als Anerkennung werten kann. In diesem Sinne geht es auch um Kultur, um Baukultur und die Verdienste darum.
In der freien Kunst – im Gegensatz zur Gebrauchskunst der Architektur - steht viel mehr noch der Ausdruck, die Interpretation, die Form, die Anmutung, die Kraft, vielleicht auch das Zerbrechliche, das Flüchtige im Vordergrund … kurz das, was uns emotional anspringt, das, worauf wir reagieren, was in uns Empfindungen auslöst.
Wenn wir die derzeitigen Kriegssituationen in der Welt und vor unserer Haustür in der Ukraine – mitten in Europa - wahrnehmen und nicht nur von außen betrachten… wie ein lagebeurteilender Zuschauer ein Spiel oder einen Kampf betrachtet, sondern wie Menschen…mit dem Mitgefühl, dem Empfinden, der angemessenen Empathie, zu der wir Menschen doch fähig sind, dann könnte man zur Erkenntnis kommen, dass wir noch lange nicht genug Mahnmale auf dieser Welt haben. Aber es liegt wohl nicht an der geringen Anzahl, sondern vermutlich eher an der mangelnden Wahrnehmung der Mahnmale, der Erinnerungsmale…
Und es braucht auch vielleicht nicht die schrille Lautstärke, die in unserer heutigen, digitalen Welt der Schnelligkeit und Gleichzeitigkeit für die notwendige Aufmerksamkeit sorgt, sondern eher die stille, die ruhige und die tiefe Wahrnehmung, damit sie in uns wirkt und wir uns anschließend nach eigener Reflexion in die öffentliche und gesellschaftliche Diskussion einbringen.
Marie Luise Kaschnitz erzählt: „Auf der Steinbank im Torweg sitzen die Uralten, wer die Stadt betritt, wer sie verlässt, muss an Ihnen vorüber, wie an einem Mahnmal, dass die Jugend vergeht.“ (ggf. wiederholen)
Literatur und bildende Kunst sind die wichtigen und die richtigen Ausdrucksmittel, uns auf kluge und ansprechende Weise zu mahnen, zu erinnern…
Ich wünsche uns eine inhaltlich tiefe Auseinandersetzung und einen anrührenden Nachmittag mit der Kunst von Hans Wimmer und bedanke mich bei allen Beteiligten, die diese Ausstellung möglich gemacht haben… bei der GDKE , Herrn Prof. Dr. Andreas Schmauder für die wohlwollende Begleitung und Stellung der Räumlichkeiten, bei Oberstleutnant a.D. Werner Hinrichs vom Kuratorium Ehrenmal des Deutschen Heeres e.V. für seine Initiative und seinen unermüdlichen und beharrlichen Einsatz für diese Ausstellung und natürlich bei den Kuratorinnen der Ausstellung Dr. Luzie Bratner und Katharina Zander für diese gleichermaßen eindrucksvolle und auch schöne Ausstellung.
Vielen Dank…
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