Generalleutnant a.D. Kammerer, Präsidenten des Kuratoriums Ehrenmal des Deutschen Heeres
Koblenz, 22.November 2018
Begrüßung zur Gedenkfeier
am
Ehrenmal Deutsches Heer
Es ist mir eine Ehre, dass erstmals ich Sie heute zu unserer Gedenkfeier am Ehrenmal des Deutschen Heeres begrüßen darf.
Erlauben Sie mir zunächst eine Anmerkung in eigener Sache: Wie Sie wissen, ist aufgrund der dankenswerten Initiative von General Budde und Herrn Kraft von der Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes ein Informationsraum zu unserem Ehrenmal direkt neben dem Ehrenmal in der Poterne eingerichtet worden. Einige Kleinigkeiten fehlen noch für die offizielle Eröffnung, die wir für Anfang des nächsten Jahres planen. Aber nutzen Sie doch schon die heutige Gelegenheit, sich den Raum anzuschauen.
Meine Damen und Herren, einige Gäste möchte ich namentlich willkommen heißen:
Für die Stadt Koblenz: Herrn OB Langner
Stellvertretend für die parlamentarischen Mandatsträger:
- Herrn Dr. Langen, Mitglied des Europäischen Parlaments, - Die Abgeordneten Lammert und Dötsch aus dem Rheinland-Pfälzischen Landtag - Und Frau ParlSts a.D. Verhülsdonk als ehemalige Abgeordnete aus Koblenz
Als Vertreter der Landesregierung begrüße ich
Herrn Staatsminister der Justiz Mertin und Herrn Ministerialdirektor Prof. Dr. Kopf sowie
den Landrat des Landkreises Rhein-Lahn, Herrn Puchtler
und sozusagen unseren Hausherrn hier auf der Festung, Herrn Kraft von der Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes Rheinland-Pfalz.
Für die Justiz begrüße ich
Die Präsidentin des OLG Koblenz, Frau Dicke und Herrn Leitenden Oberstaatsanwalt Kruse sowie
Für die Polizei
Herrn Polizeipräsidenten Maron und Den Präsidenten der Bundespolizeidirektion Koblenz, Herrn Moritz.
Für die Kirchen und Religionsgemeinschaften heiße ich willkommen
Die Leitenden Militärdekane Frau Reitz und Herrn Grunwald sowie Herrn Avadiev, den Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde.
Herr Avadiev, Ihr Kommen ist für uns ein wichtiges Signal, ich danke Ihnen dafür.
Die fast vollständig versammelte Führung des Deutschen Heeres brauche ich nicht als Gäste zu begrüßen; es ist schließlich Ihr Ehrenmal. Deshalb heiße ich stellvertretend für alle Aktiven Soldaten
Herrn Generaloberstabsarzt Dr. Baumgärtner willkommen, den Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr.
Stellvertretend für die so zahlreich erschienenen ehemaligen Soldaten der Bundeswehr begrüße ich als Senior Herrn General a.D. Chalupa.
Für unsere alliierten Kameraden begrüße ich Herrn Generalleutnant Beulen, den Befehlshaber des Niederländischen Heeres. Herr General Beulen, Ihr Kommen ist ein neuerlicher Beweis des immer engeren Zusammenrückens unserer Heere, vielen Dank dafür!
Für den zivilen Teil unserer Bundeswehr begrüße ich Frau Grohmann, die Präsidentin des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr und
Für die Vertrauenspersonen und Personalvertretungen den Vorsitzenden des Bezirkspersonalrats beim Kommando Heer, Herrn Thiele.
Meine Damen und Herren,
an eine Vielzahl wichtiger Ereignisse ist in diesem Jahr zu erinnern:
Da ist zunächst der Beginn der 30-jährigen Krieges vor 400 Jahren, dieser Apokalyse für die Menschen in unserem Land. Die daraus folgende, westfälische Ordnung trug bis ins 20. Jahrhundert – einschließlich der veränderten Rolle der Soldaten.
Allseits präsent ist das Ende des I. Weltkriegs vor 100 Jahren und der Beginn der 1. Republik auf Deutschem Boden, aber auch
Die Reichsprogromnacht vor 80 Jahren, ein Menetekel dessen, was noch kommen sollte.
Vor 50 Jahren erlebten wir die gesellschaftlichen Umbrüche der „68er“, die bis heute fortwirken und
Vor 20 Jahren, im Oktober 1998, stimmte der Bundestag der deutschen Beteiligung an der Intervention im Kovoso zu.
20 Jahre lang haben deutsche Soldaten, vornehmlich des Heeres, im Kosovo gedient, um für die Menschen dort ein besseres Leben in Sicherheit und Frieden schaffen zu helfen. Viele von uns hier waren selbst dabei.
Deshalb freut es mich besonders, dass wir heute auch Herrn Generalleutnant Rama, Commander of the Kosovo Security Forces, hier bei uns am Ehrenmal des Deutschen Heeres haben. Willkommen, General Rama!
Heute sichern wir mit unserer Battle Group der Enhanced Forward Presence in Litauen den Frieden in Freiheit. Es freut mich daher besonders, dass auch Herr Oberstleutnant i.G. Zakaras aus Litauen einen Kranz an unserem Ehrenmal niederlegen wird.
Mit diesem Bezug zur Gegenwart sind wir an einem Punkt angelangt, der mir durchaus am Herzen liegt:
Der kurze Rückblick hat gezeigt, wie vielschichtig und wechselvoll unsere Geschichte ist. Und wir Soldaten sind und waren immer auch Kinder unserer Zeit. Deshalb ist es verkürzt, soldatisches Handeln in der Vergangenheit ausschließlich an heute gültigen Maßstäben zu messen. Um so wichtiger ist deshalb die Frage:
Was sagt uns unser Ehrenmal heute? Ist es für uns nur ein Ort des Gedenkens an verflossene Generationen? Nein, möchte ich an Sie alle appellieren, es sollte ein Ort sein, der uns auffordert, mal in Ruhe – jeder für sich – zu ergründen, was für uns Ehrenhaftigkeit des Handelns bedeutet.
Und um uns zu fragen, ob wir wohl die Kraft hätten, zu diesen so gefundenen, eigenen Maximen zu stehen, auch unter Bedingungen, die nicht so freundlich sind wie die in der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Also unter Bedingungen, unter denen die früheren Generationen deutscher Soldaten dienten.
Meine Damen und Herren,
damit komme ich zu dem Teil meiner Begrüßung, die ich mir für den Schluß aufgehoben habe: Der Begrüßung unseres Ehrengastes, der nachher die Ansprache am Ehrenmal halten wird,
Herrn Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Kurt Biedenkopf.
Es würde den Rahmen dieser Begrüßung sprengen, wollte ich versuchen, Ihr Lebenswerk insgesamt zu würdigen. Das stände mir auch gar nicht zu. Deshalb in aller Kürze:
Prof. Biedenkopf wuchs nahe Merseburg an der Saale auf, siedelte zum Kriegsende mit seiner Familie in die Nähe von Darmstadt über und machte dort sein Abitur.
Er gehört also zu der stets abnehmenden Zahl von Menschen, die den 2. Weltkrieg noch persönlich erlebt haben, auch wenn er nicht mehr selbst kämpfen musste.
Prof. Biedenkopf studierte Jura in Deutschland und in den USA, blieb in der wissenschaftlichen Laufbahn und wurde mit 34 Jahren Professor für Handels-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht an der Ruhr-Universität Bochum, deren Rektor der 1967 wurde. 1966 trat er in die CDU ein.
1968 bis 1970 war er Vorsitzender der „Mitbestimmungskommission“, deren Ergebnisse schließlich in das Betriebsverfassungsgesetz und das Mitbestimmungsgesetz einflossen.
Frühzeitig ein Unterstützer von Helmut Kohl, wurde er 1973 dessen erster Generalsekretär der CDU. 1977 trat er jedoch aufgrund von Differenzen mit dem Parteivorsitzenden nicht wieder für dieses Amt an. In den 80er Jahren war Prof. Biedenkopf vorrangig in der Nordrhein-Westfälischen Landespolitik tätig.
Die Wiedervereinigung war für unser Land – wie für Prof Biedenkopf – ein Glücksfall. Er ging als Spitzenkandidat der CDU nach Sachsen, erzielte bei den ersten freien Landtagswahlen des neu konstituierten Landes die absolute Mehrzeit und wurde Ministerpräsident. Offenbar rechtfertigte er das Vertrauen der Sachen in ihn, denn 1994 und 1999 konnte er die absolute Mehrheit sogar noch ausbauen. Er blieb ist 2002 Ministerpräsident des Freistaats.
Wir Soldaten, die damals in Sachsen stationiert waren, haben Sie als einen Regierungschef erlebt, der uns stets treuer und tatkräftig unterstützt hat.
Sachsen verdankt Ihrer Politik nicht nur solide Staatsfinanzen und zukunftsweisende Investitionen wie z.B. die Gläserne Manufaktur in Dresden, BMW, Porsche und das Europäische Fracht-Drehkreuz von DHL am Flughafen in Leipzig.
Unter Ihrer Verantwortung hat der Freistaat Sachsen auch 15 Mio DM investiert, um das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig vor dem Verfall zu bewahren. Es gab genug politische Kräfte, die genau diesen Verfall eines bedeutenden Mahnmals deutscher Geschichte wollten. Ihr Sinn für historische Dimensionen hat zu einem anderen Ergebnis geführt, Danke dafür!
Mit Ihnen, Herr Prof. Biedenkopf, spricht heute jemand zu uns, dem das Etikett „Querdenker“ anhaftet, der jedenfalls „alternativlose Entscheidungen“ nicht so ohne Weiteres akzeptiert und der sich Zeit seines Lebens stets eine wohlbegründete, eigene Auffassung bewahrt hat.
Wir sind gespannt auf Ihre Ausführungen am Ehrenmal,
zu dem ich Sie nun alle bitten darf.