Vizepräsident des Kuratoriums Ehrenmal des Deutschen Heeres e.V
Generalleutnant a. D. Rainer Glatz
Koblenz, 20.November 2014
Begrüßung zur zentralen Gedenkfeier am Ehrenmal des Heeres
Herr General Vollmer,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Kameraden,
es ist mir eine besondere Freude und Ehre, Sie alle in Vertre-tung von Generalleutnant a.D. Budde zur zentralen Gedenkfeier am Ehrenmal des Heeres begrüßen zu dürfen. Wenn es mir aufgrund Ihrer großen Zahl dennoch bei der namentlichen Begrüßung nicht gelingen kann, Sie alle einzeln angemessen anzusprechen, so sehen Sie mir dies bitte nach. Sie alle werden von uns gleichermaßen wertgeschätzt und will-kommen geheißen.
Lassen Sie mich daher stellvertretend für Sie alle einige unserer Gäste namentlich begrüßen:
Für die Stadt Koblenz, Herrn Oberbürgermeister Prof. Dr. Hof-mann-Göttig.
Herrn Staatsminister a.D. Mertin.
Frau ParlSts a.D. Verhülsdonk.
Den Vizepräsidenten des Landtages Rheinland-Pfalz, Herrn Schnabel.
Frau Bundestagsabgeordnete Manderla mit ihrem Ehemann.
Den Abgeordneten des Europaparlamentes, Herrn Dr. Langen.
Als Vertreter der Landesregierung Rheinland-Pfalz, Herrn Abteilungsleiter Grüßner.
Für alle aktiven Soldaten, Herrn General Freers.
Für alle ehemaligen Soldaten, die Herren Generale a.D. Bag-ger und Chalupa.
Herrn Landtagsabgeordneten Seekatz.
Herrn Dipl.Ing. Kraft als Vertreter des Hausherrn Herrn Colonel Gilles Malié aus Frankreich, stellvertretend für alle befreundeten Streitkräfte und unsere alliierten Kameraden, die an unserem Gedenken teilnehmen und Kränze niederlegen werden. Es ist mir eine besonderer Freude und Ehre zugleich, Sie, Herr Militärbischof Dr. Rink, als unseren Festredner begrüßen zu dürfen. Wir alle sind auf Ihre Worte sehr gespannt und freuen uns und empfinden es zugleich als eine Ehre, dass Sie heute bei uns sind, um zu uns zu sprechen und gemeinsam mit uns der Opfer von Krieg, Terror, Gewalt und Vertreibung zu gedenken.
Wir tun dies in einem Jahr, das voller bedeutsamer Gedenktage war: 60 Jahre Bundeswehr, 60 Jahre deutsche NATO-Mitgliedschaft, 25 Jahre Armee der Einheit, um nur einige zu nennen.
Aber auch, und für die bisherige Gestaltung und Wirksamkeit der europäischen Sicherheitsordnung besonders wichtig: Wir blicken zurück auf die Beendigung des II. Weltkrieges vor 70 Jahren, die Gründung der Vereinten Nationen vor 70 Jahren und den Abschluss der Schlussakte von Helsinki vor 40 Jahren sowie der Charta von Paris vor 25 Jahren.
Dabei müssen wir uns allerdings fragen, ob alle daraus ent-standenen, „alten“ Grundannahmen und Gewissheiten in der bisherigen Form noch tragfähig sind.
Denn die aktuellen Krisen in und um Europa geben Anlass über die Grundlagen der europäischen Friedensordnung und die Gründe für die neuerlichen Spannungen nachzudenken, die Ursachen dieser Spannungen, das Wiederauftauchen der Bedrohungswahrnehmungen sowie der Verletzungen völkerrechtlich vereinbarter Normen und Prinzipien zu untersuchen und zu bewerten, um Wege aus diesen Krisen zu finden.
Denn, ohne die Ursachen dafür an dieser Stelle vertiefend betrachten zu können, was den Rahmen diese Begrüßung mit Sicherheit sprengen würde, kann man doch feststellen, dass die russische Annexion der Krim im Jahre 2014 zur Sicherung der strategischen Position der Schwarzmeerflotte und die Unterstützung der Rebellen in der Ostukraine derartige Verletzungen internationalen Rechts gewesen sind, dass dadurch die Grundlagen der bisherigen europäischen Sicherheitsordnung und das damit bis dahin einhergehende gegenseitige Vertrauen deutlich erschüttert wurden. Der Historiker Heinrich August Winkler hat dies in seiner eindrucksvollen Rede aus Anlass des Kriegsendes vor 70 Jahren am 08. Mai im Deutschen Bundestag wie folgt umschrieben: Ich zitiere:„Das Jahr 2014 markiert eine tiefe Zäsur: Durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim ist die Gültigkeit der Prinzipien der Charta von Paris radikal in Frage gestellt – und mit ihr die europäische Friedensordnung, auf die sich die einstigen Kontrahenten des Kalten Krieges damals verständigt hatten.
Deutschland hat während des immer noch anhaltenden Konflikts um die Ukraine alles getan, was in seinen Kräften steht, um den Zusammenhalt der Europäischen Union und des Atlantischen Bündnisses zu sichern.“
Zusätzlich zur Ukraine-Krise sehen wir uns mit dem Flüchtlingsdrama an der europäischen Südflanke, das mittlerweile ganz praktisch und massiv bis in unseren Staat hineinwirkt, als Folge fragiler Staatlichkeit auf dem afrikanischen Kontinent und im Nahen und Mittleren Osten sowie der Bedrohung durch den Islamischen Staat konfrontiert. Gerade letzteres ist uns allen in grausamer Deutlichkeit durch die menschenverachtenden Terroranschläge gegen ein russisches Passagierflugzeug über dem Sinai und mitten in Paris erneut vor Augen geführt worden.
Aus all diesem ergeben sich – vermutlich lang andauernde – Herausforderungen, die uns alle daher auch noch lange beschäftigen und auch die Streitkräfte und insbesondere auch unser Heer künftig nicht unberührt lassen werden. Ich gehe, wie Sie alle, davon aus, dass General Vollmer uns später, nach dem Gedenken, berichten wird, wie auch das Deutsche Heer diese Herausforderungen annehmen wird.
Nun aber sollten wir uns gemeinsam vor all denjenigen verneigen, die im guten Glauben an ihren Staat und ihre Pflichten ihr Leben oder ihre Gesundheit als tapfere Soldaten Deutschlands verloren haben; und auch all derjenigen – unabhängig von nationaler, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit – gedenken, die Opfer von Gewaltherrschaft, Krieg, Terror und Vertreibung wurden.
Lassen Sie uns also gemeinsam zur Gedenkfeier schreiten!